Katalog „Sucht und Sehnsucht“
Hubert Seiter
Kontakt:
Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg
Gartenstraße 105
76135 Karlsruhe
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E-Mail: post@drv-bw.de
Vorwort
Kranke Menschen allgemein gelten heute oft gesellschaftlich als „unerwünscht“. Sie sind Kostenfaktor und wirken als Wachstumsbremse. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit steht auf dem Spiel, wenn ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung bedrohlich steigt. Und wenn sie schon Kosten verursachen, dann bitte nicht ständig pro Fall und in der Gesamtheit steigend. Wer ( mehr ) Geld für eine krankheitsadäquate Behandlung öffentlich einfordert, wird entweder als Fantast dargestellt oder er buhlt bei bestimmten Gesellschaftskreisen um Wählerstimmen. So das öffentliche Bild.
Suchtabhängige nehmen heute leider immer noch einen der unteren Ränge des gesellschaftlichen Ansehens ein. Trotz aller wissenschaftlich gesicherter Erkenntnisse und Öffentlichkeitsarbeit über Entstehungsgeschichte der Suchtabhängigkeit, Wirkungsweise und Erfolge der Behandlung gilt der suchtkranke Mensch häufig weiterhin als charakterschwach, selbstsüchtig, als selbst- und fremdzerstörerisch. Behandlungserfolge werden in der Regel zerredet, nach dem Motto „ Einmal abhängig – immer abhängig“. Sind also Finanzmittel für die Behandlung von Abhängigen, z.B. in Form von Leistungen zur Teilhabe oder Rehabilitation, eine Investition in ein „Fass ohne Boden“?
Die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg tritt diesen Aussagen entschieden entgegen. Allein in unserem Bundesland wenden wir pro Jahr etwa 50 Mio. € aus Versichertengeldern für die Rehabilitation Suchtkranker auf. Das machen wir nicht aus Sozialromantik sondern aus Überzeugung. Es gibt dabei nichts Schönzureden.
Wir wissen, dass die Mehrzahl der Abhängigen mehrere Anläufe brauchen um von ihrer Sucht loszukommen. Andere schaffen es gar nicht. Aber nicht, weil sie nicht wollen sondern weil sie nicht können. Das ist Teil der Krankheit. Rehabilitation will den Betroffenen Mut machen, die Flucht aus dem Leben zu beenden und wieder anzufangen, selbst zu leben. Zu dem zu finden, was in ihnen steckt. Mut zum eigenen Ich zu machen, mit allen Fehlern und Unzulänglichkeiten, aber auch Talenten. Mit Rehabilitation wird man kein „besserer“ Mensch. Aber vielleicht ein Mensch, der seine Fähigkeiten ( wieder- ) entdeckt. Ein Mensch, der sich nicht länger isoliert sondern mit seiner Familie, Freunden, Bekannten und der Gesellschaft kommuniziert, sich wieder als Teil des Ganzes fühlt. Sich wieder traut, durch Arbeit für sich selbst und andere zu sorgen oder es zumindest versucht. Jemand, der versucht, angetanes Unrecht und Leid wiedergutzumachen.
Rehabilitation kann das schaffen, das ist belegt. Und wie die Bilder und Skulpturen von alkoholkranken Menschen zeigen ist das oft ein Weg durch dunkle und lange Täler. Rehabilitation für Suchtkranke ist ein Kampf fürs und ums ( Über-)Leben. Wer diesen ganz persönlichen Kampf aufnimmt, hat nicht Ablehnung sondern unsere volle Unterstützung verdient. Die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg bekennt sich zu diesem Auftrag.